Das Nervensystem als Kommunikationszentrale des Körpers reguliert das Zusammenspiel aller Körpersysteme. Es steuert und regelt alle Funktionen des Körpers. Dabei laufen viele Prozesse im Körper gleichzeitig ab oder greifen ineinander. Aber egal was im Körper passiert, das Nervensystem ist immer beteiligt.
Der wichtige Einfluss des Nervensystems auf Abläufe im Körper sollte gerade dann, wenn es um die Erhaltung der Gesundheit geht, unbedingt berücksichtigt werden. Menschen in der Lebensmitte machen sich verstärkt Gedanken über ihre Gesundheit. Mit zunehmenden Lebensalter nimmt der Stellenwert von Gesundheit immer mehr zu. In dieser Lebensphase kommt es nicht nur vermehrt zu hormonellen Veränderungen, vielfach treten auch Bewegungseinschränkungen auf, oft sogar Schmerzen. In vielen Fällen ist der Rücken betroffen, aber auch die Hüfte sowie der Schulter- und Nackenbereich. Schmerz ist eine von mehreren Maßnahmen des Gehirns, um den Körper zu schützen. Andere sind z. B. Kraft- und Bewegungseinschränkungen oder muskuläre Spannungen.
Das Gehirn nutzt diese Schutzmuster weil seine Hauptaufgabe nun einmal darin besteht, für Sicherheit zu sorgen. Sicherheit im Sinne von Überlebenssicherung. Sicherheit durch Vorhersehbarkeit der Situation – egal, ob im Alltag oder im Sport. Um diese Sicherheit zu erreichen, müssen alle Bedrohungssituationen bzw. Belastungsfaktoren reduziert werden. Bewegungseinschränkungen oder Schmerz sind deshalb immer eine Aufforderung zum Handeln.
Ob das Gehirn eine Situation als sicher oder nicht sicher einstuft, hängt einerseits davon ab, welche Informationen es aus dem Körper erhält. Hier spielen die Informationen aus den bewegungssteuernden Systemen (Sehen, Gleichgewichtssystem, „Bewegungssystem“) eine wichtige Rolle. Andererseits haben aber auch die allgemeinen Lebensumstände sowie kulturelle Prägungen und persönliche Erfahrungen einen erheblichen Einfluss darauf inwieweit das Gehirn sich sicher fühlt. Belastungen am Arbeitsplatz, das persönliche Beziehungsumfeld, die Schlafdauer und Schlafqualität, die Ernährung sowie andere Lebensumstände beeinflussen das Gehirn.
Alle diese Faktoren sollten bedacht und berücksichtigt werden, um Menschen in der Lebensmitte ein auf sie zugeschnittenes Personal Training anbieten zu können, weil gerade sie in erheblichem Umfang Belastungen ausgesetzt sind. Wer trotz zahlreicher Trainingsstunden nicht die gewünschten Erfolge erreicht, hat möglicherweise die Antworten des Gehirns auf ein Zuviel an Belastungen aus seinem persönlichen Umfeld nicht berücksichtigt.
Folgendes Bild symbolisiert die Situation: Ein Fass, in das nach und nach immer mehr Belastungen gefüllt werden. Mit jeder weiteren Belastung nimmt die Füllhöhe des Fasses zu. Irgendwann ist ein Zustand erreicht, ab dem jede zusätzliche Belastung das Fass zwangsläufig zum Überlaufen bringt. Dieses Überlaufen kann in Bewegungseinschränkungen, Problemen bei der Koordination oder Schmerzen sicht- oder spürbar werden. Es kann aber auch in Depressionen, Angstzuständen und Burnout zum Ausdruck kommen.
Wir wissen inzwischen, dass das Gehirn die Fähigkeit besitzt, sich bis in das hohe Alter zu verändern und zu lernen. Diese als Neuroplastizität bezeichnete Fähigkeit kann genutzt werden, um effiziente und sichere Bewegungen zu erreichen oder auch, um Bewegungseinschränkungen und Schmerzen zu beseitigen. Unterstützend wirkt eine Reduktion der beschriebenen Belastungen.
Für die Koordination von Bewegungen ist Sehen besonders wichtig. Das Augentraining ist deshalb ein zentrales Element des neurozentrierten Trainings. Qualitativ hochwertige Informationen des visuellen Systems sind eine wesentliche Voraussetzung für Bewegungsqualität und Leistungsfähigkeit. Die Kombination aus Augenbewegung mit körperlicher Bewegung hat einen unmittelbar positiven Einfluss auf das Gehirn, da die Produktion des BDNF-Proteins gefördert wird. Dieses Eiweiß ist ein zentraler Baustoff des Gehirns und fördert u. a. das Wachstum neuer Nervenzellen. Ein Mangel an BDNF-Proteinen begünstigt Angstzustände, Depressionen, Burnout und Schlafstörungen – auch eine schlechtere Konzentrations- und Merkfähigkeit kann die Folge sein.
Vorbeugen ist immer besser als heilen. Gesundheit bedeutet Wohlbefinden und mehr Lebensfreude. Ein neurozentriertes Personal Training trägt dazu bei, dass das Fass nicht überläuft.